Was uns bewegt
Der Arbeitskreis „Flüchtlinge willkommen heißen!“ ist nach wie vor engagiert dabei, Integrationsarbeit in Schwaigern zu unterstützen. Beim letzten Treffen 2019 mussten wir leider erfahren, dass unser Integrationsmanager Roland Ames uns zum Jahresende verlassen würde, da er sich beruflich verbessern konnte. Glück im Unglück, dass die Übergabe nahtlos an den bereits bekannten und geschätzten Thomas Kache erfolgte.
Die Dienstagsgruppe aus dem Bahnhof berichtete von den intensiven „Schulstunden“ für die Auszubildenden und Sprachschüler*innen. Je nach Hausaufgabenstellung sind die Themen von Wirtschaftskunde über Fachrechnen bis Politik anspruchsvoll und bereichernd für Schüler und Ehrenamtliche. Das Gefühl, gebraucht zu werden, ist Lohn und Verpflichtung zugleich.
Dass inzwischen Familien in Schwaigern neu gegründet wurden oder endlich wieder zueinander gefunden haben, ist auch ein guter Schritt auf dem Weg, hier eine Heimat zu finden. Zum Thema Heimat wird sich der AK beim Leintalfestival engagieren. Angedacht ist eine Kooperation mit dem Heimatverein, rund um Geschichten aus verschiedenen Epochen zum Thema „Heimat“.
Beim Arbeitskreistreffen fand auch ein reger Austausch über viele kleine und große Sorgen unserer Freunde statt. Aussicht auf Heilung nach einer schweren Erkrankung oder ein neuer Job sind Nachrichten, die wir gerne miteinander teilen. Viel Freude bereiten die Babys, auch wenn uns die Sorgen wegen der schlechten Wohnverhältnisse belasten.
Wohnungssuche ist bei jedem Treffen ein Hauptthema. Schon für deutsche Familien (die sich auch immer wieder an uns wenden) ist es nicht mehr möglich, preislich mit Wohngemeinschaften zu konkurrieren. Geflüchtete haben erst recht keine Chance auf dem Wohnungsmarkt.
Trotz vieler Aufrufe hat sich auch für die junge Frau, die im Januar ein Kind erwartet, keine Wohnung gefunden. Die beiden werden sich mit einer anderen Frau ein Zimmer in der Obdachlosenunterkunft teilen müssen. Darüber, wie es für die arbeitende Zimmernachbarin sein wird, wenn das Baby nachts schreit, macht sich die Schwangere große Sorgen.
Alle Familien und auch die Alleinstehenden wünschen sich nichts sehnlicher als eine kleine Wohnung oder wenigstens ein Einzelzimmer und etwas Privatsphäre. Dass jetzt in Schwaigern Unterschriften gegen die Hoffnungshäuser gesammelt wurden, haben die Anwesenden entsetzt zur Kenntnis genommen. Viele hatten die Infoveranstaltung im September besucht und gehofft, dass die Wohnungen bald kommen. Ein leergefegter Wohnungsmarkt, Mietwucher und bis auf den letzten Platz gefüllte Häuser der Stadt Schwaigern sind der Beweis dafür, dass wir endlich bezahlbaren Wohnraum brauchen. Mit Einfamilienhäusern können wir die Not nicht lindern. Auch Firmeninhaber fragen immer wieder bei uns nach, ob wir Wohnraum für Mitarbeiter (z.B. Elektriker, Bäcker, Arbeiter) kennen. Einer berichtete von 160 Anfragen auf eine freie Wohnung in Schwaigern.
Die Vorstellung, dass ein Wohnhaus sozialer Brennpunkt werden könnte, nur weil dort Menschen aus verschiedenen Herkunftsländern oder mit niedrigem Einkommen wohnen, ist für die Mitarbeiter*innen im Arbeitskreis nicht nachvollziehbar. Die direkten Nachbarn der Unterkünfte in der Uhlandstraße und in der Neipperger Straße hatten wie immer keine Klagen vorzubringen.
Wir hoffen sehr, dass Schwaigern die richtige Entscheidung für die Zukunft trifft.