Workshop „Flucht und Asyl“ bei der EWN am Hartmanni-Gymnasium
Am Freitag 18. März beteiligten sich zwei Schwaigerner Flüchtlinge aus Syrien und ein Mitglied des Arbeitskreises mit einem Workshop zum Thema Flucht und Asyl an der Eine-Welt-Nacht des Eppinger Hartmanni-Gymnasiums.
Als Gianluca Nicolosi, Schüler des Eppinger Hartmanni-Gymnasiums, Mitglied der SMV und Mitorganisator der EWN, anfragte, ob sich der Arbeitskreis an der diesjährigen Eine-Welt-Nacht beteiligen wolle, fanden sich schnell Menschen, die diese Aufgabe gern übernehmen wollten. Seiner Idee nach sollte ein Mitglied des Arbeitskreises über das Asylverfahren informieren und in Schwaigern wohnende Flüchtlinge über ihre Flucht und ihr Leben hier erzählen.
Nach Entwicklung des Konzepts folgten die Themenausschreibung für den Workshop und die Vorbereitung einer Powerpoint-Präsentation zur Unterstützung des Vortrags „Flucht und Asyl - Zwei Menschen aus Syrien berichten über ihr Land, ihre Flucht nach Deutschland und über ihr Leben hier“
Die Referenten:
Toni Ichaya, 19 Jahre, aus Qamishli, Syrien, seit ca. 1,5 Jahren wohnhaft in Massenbach,
Abed Alrazak Hamoudeh, 32 Jahre, aus Damaskus, Syrien, seit 2 Jahren wohnhaft in Schwaigern und
Caren Weller, Mitglied des AK und Grundschullehrerin aus Schwaigern.
Am Tag vor dem Workshop trafen sich die ReferentInnen mit Gianluca an der Eppinger Schule, um sich mit der Technik dort vertraut zu machen. Für die teilnehmenden Schülerinnen und Schüler begann die EWN am Freitag 18. März um 18 Uhr mit gemeinsamen Spielen auf dem Schulhof. Anschließend suchten die Anwesenden die Workshops auf, für die sie sich eingetragen hatten. Trotz der Ankündigung, dass Teile des Vortrages in englischer Sprache stattfinden würden, hatten sich ca. 40 SchülerInnen angemeldet, die sich mit diesem Thema beschäftigen wollten.
Nach einer kurzen Begrüßung zeigten die beiden Referenten zunächst auf einer Karte, in welcher Stadt und Region sie in Syrien gelebt hatten, erzählten über ihr Leben vor dem Krieg und zeigten anhand zahlreicher anschaulicher Bilder, wie schön das Land war, aus dem sie kamen. Immer wieder waren bewundernde Ausrufe zu hören, während die TeilnehmerInnen des Workshops gebannt den Ausführungen von Toni und Abed lauschten. Auch waren manche erstaunt darüber, dass sich das Leben dort gar nicht sehr von ihrem hier unterschieden hatte: Was machen Schüler nach der Schule? Sie treffen sich mit Freunden, wollen Spaß haben – so war es auch bei Toni, der in Syrien noch sein Abitur abgeleistet hatte. Doch der beginnende Krieg veränderte alles – es konnte bei diesem Vortrag nicht nur um die Schönheit Syriens gehen. Eindrucksvolle Videos zeigten, wie sich der Krieg auf die dort lebenden Menschen auswirkte und immer noch auswirkt. Entsprechend still wurde es im Raum… Besonders deutlich wurden die Auswirkungen des Krieges anhand von Fotos, die dieselben Plätze vor dem Krieg und nach deren Zerstörung zeigten. Schnell wurde den SchülerInnen klar, dass es viele Gründe gibt, dort nicht bleiben zu wollen.
Nach den Bildern und Videos ihrer zerstörten Heimat zeigten Abed und Toni noch Bilder von Menschen auf der Flucht. Toni berichtete, wie er nach Deutschland gekommen ist: Sein Weg war verhältnismäßig einfach, da es ein legaler Weg war. In Leingarten lebende Verwandte seiner Familie hatten ein Visum zur Familienzusammenführung für ihn, seine Eltern und seinen Bruder beantragt und so konnten sie mit dem Flugzeug legal nach Deutschland einreisen, nachdem sie die Hürde des Weges in den Libanon geschafft hatten.
Abeds Weg war nicht so leicht – ein Raunen ging durch den Raum, als er auf der Karte die Wegstrecke zeigte, die er größtenteils zu Fuß zurückgelegt hatte. Nahezu unvorstellbar war es für einige der jungen TeilnehmerInnen, tagelang tagsüber im Winter bei eisiger Kälte im Wald versteckt zu „schlafen“ und nachts meist ohne Sicht immer weiter und weiter ins Ungewisse zu laufen und stetig der Gefahr ausgesetzt zu sein, von der Polizei erwischt zu werden. Es wurde deutlich, dass dieser illegale Weg nicht nur anstrengend, kompliziert und teuer war, weil immer wieder Schmiergeld an Schlepperbanden gezahlt werden musste, sondern auch gefährlich. Insbesondere die Überfahrt von der Türkei nach Griechenland – mit 36 Personen in einem Schlauchboot, auf das eigentlich nur 12 passen - war lebensgefährlich. Mehrmals wurden er und die anderen Flüchtenden, mit denen er gemeinsam unterwegs war, auf ihrem Weg nach Deutschland inhaftiert, von den Polizisten zum Teil sehr schlecht behandelt und drangsaliert. Die Schülerinnen und Schüler konnten kaum glauben, dass die Flüchtlinge in manchen Ländern wie Schwerverbrecher behandelt wurden oder einmal sogar stundenlang auf dem Boden knien mussten. Dies sei mit einer der Gründe, weshalb man sich als Flüchtling glücklich schätzen dürfe, Deutschland erreicht zu haben, erklärte Abed: Die Polizisten hier seien ausnahmslos freundlich und hilfsbereit und dafür sei er sehr dankbar!
Beide erklärten, wie dankbar sie darüber sind, hier ein Leben in Frieden und somit eine Zukunft gefunden zu haben, auch wenn vieles schwierig ist und sie Freunde und Verwandte vermissen, die woanders gelandet oder noch dort und somit nach wie vor dauernd in Gefahr sind.
Bis zum Schluss der Ausführungen der beiden hörten die TeilnehmerInnen des Workshops aufmerksam zu. Auch als Frau Weller im Anschluss erläuterte, wie das Asylverfahren in Deutschland abläuft, nachdem ein Flüchtling sich hier als asylsuchend registrieren lässt, war das Interesse ungebrochen.
Im Anschluss an den Vortrag gab es noch die Möglichkeit, Fragen zu stellen, die die Referenten geduldig beantworteten. Am Ende stand die von ihnen geäußerte Hoffnung, dass es in Syrien irgendwann Frieden gebe und ihr Heimatland seine Schönheit wieder erreichen wird.