Engagement mit Begeisterung
Erfreulich viele Menschen in Schwaigern setzen sich ehrenamtlich für die Flüchtlinge ein, die seit letztem Jahr nach einer langen Odyssee aus ihren Heimatländern Eritrea, Syrien, Pakistan und Albanien bei uns angekommen sind. Im „Arbeitskreis Asyl“ wird das Engagement von den Helfern gebündelt und koordiniert, damit es direkt den Flüchtlingen zu Gute kommt. Anna Münzing und Susanne Holderrieth gehören neben vielen anderen zu denjenigen, die ihre Fähigkeiten in ihrer Freizeit für die Asylbewerber einsetzen. Astrid Link traf sie zu einem Gespräch, in dem sie begeistert über ihr Engagement berichten.

Astrid Link: Frau Münzing, Sie schreiben die Protokolle der Mitarbeitertreffen, koordinieren den E-Mail-Verkehr und kümmern sich um die Öffentlichkeitsarbeit. Wie kam es dazu?
Anna Münzing: Ich kann aufgrund meiner Berufstätigkeit schlecht feste Termine einhalten. Aber Schreiben und Koordinieren kann ich auch nachts. Außerdem wohnen wir direkt neben dem Flüchtlingsheim, da muss ich mich doch einbringen.
A.L.: Welche Erfahrungen haben Sie mit den Bewohnern bisher gemacht?
A.M.: Sie sind alle sehr freundlich, wollen schnell Deutsch lernen und nehmen mit Begeisterung an allen Angeboten teil.
A.L.: Welche Angebote sind das?
A.M.: Das ist der Mittwochstreff zum Spielen und Kennenlernen, außerdem gibt es Deutschkurse, Schwimmunterricht, Fußballtraining und Schach. Eine ältere Dame hat ihren Garten zum Anpflanzen zur Verfügung gestellt, dann werden immer wieder Aktionen angeboten wie die Heuchelbergwanderung. Die jungen Männer zwischen 25 und 30 Jahren sind froh, wenn sie etwas tun können.
A.L.: Wie viele Flüchtlinge leben zurzeit in Schwaigern?
A.M.: 30 haben sich um Asyl beworben, bei einigen ist der Antrag mittlerweile genehmigt worden, die haben eine eigene Wohnung gefunden. Es kommen nochmal 30, die dann in der alten Schule in der Uhlandstraße untergebracht werden können. Die ist jetzt renoviert.
A.L.: Frau Holderrieth, Schule ist das Stichwort. Sie sind Grundschullehrerin und geben den Flüchtlingen Deutschunterricht. Wie muss man sich das vorstellen?
Susanne Holderrieth: Wie bei den Erstklässlern, aber noch intensiver, weil wir ja keine gemeinsame Sprache haben. Zahlen und Druckbuchstaben haben sie in einem Crashkurs gelernt. Wir arbeiten mit Wort- und Bildkarten und mit alltäglichen Gegenständen, die man anfassen oder probieren darf. Es muss anschaulich sein, dann lassen sich die Begriffe besser erklären. Da werden auch mal Gurken probiert, um den Unterschied zwischen einem Getränkeglas und einem Glas Gurken zu begreifen.
A.L.: Wie nehmen die Flüchtlinge den Unterricht auf?
S.H: Die sind total motiviert und lernwillig. Die Atmosphäre ist toll. Wir begegnen uns auf Augenhöhe, was sehr wichtig ist. Außerdem sind die jungen Männer sehr höflich. Da wird nach dem Unterricht gemeinsam aufgeräumt, ohne dass man extra dazu auffordern muss.
Anna Münzing: Die Willkommenskultur hier in Schwaigern ist grandios. Auch die Zusammenarbeit mit dem Landratsamt klappt prima. Ganz wichtig ist im Umgang mit den Flüchtlingen, dass man keine Vermutungen anstellt, wie sie hierhergekommen sind. Oft wissen sie es nicht, oder die traumatischen Erlebnisse kommen wieder hoch. Da sollte man Rücksicht nehmen.
A.L.: Vielen Dank für das Gespräch.
Informationen und Hilfsangebote unter www.fluechtlinge-willkommen.org
Astrid Link – Auszug aus dem Evangelischen Gemeindebrief August – September 2015.
Mit freundlicher Genehmigung des Redaktionsteams.