Am 11. Februar 2017 wird der Arbeitskreis „Flüchtlinge willkommen heißen!“ zwei Jahre alt!
Vor einem Jahr haben wir an dieser Stelle darüber berichtet, wie viele Arbeitsstellen und Wohnungen wir vermittelt hatten, welche Deutschkurse und gemeinsamen Unternehmungen wir anboten und vieles mehr.
Das geht heute nicht mehr - unsere Arbeit ist zu vielfältig geworden. Wir sind Ansprechpartner für etwa 120 Flüchtlinge in Schwaigern. Manche sind anerkannt, leben in eigenen Wohnungen, arbeiten und brauchen nur noch wenig Unterstützung. Manche sind erst vor kurzem angekommen und brauchen noch Hilfe, um sich beim richtigen Integrationskurs anzumelden oder Behördenschreiben zu verstehen. Einige Mitglieder des Arbeitskreises bieten spezielle Leistungen an – Deutschunterricht zum Beispiel, Hilfe bei der Jobsuche oder eine regelmäßige Sprechstunde. Andere kümmern sich als Paten um eine einzelne Person oder Familie. Wieder andere sind einfach da, wenn man sie braucht. So vielfältig wie die Menschen, mit denen wir zu tun haben, so vielfältig sind auch unsere Aufgaben. Immer haben wir mit freundlichen, offenen und dankbaren Menschen zu tun.
In diesen zwei Jahren hat sich manches verändert. Wir haben die große Willkommenswelle im Sommer 2015 miterlebt. Und das Umschlagen der Stimmung nach der Silvesternacht vor einem Jahr. Trotzdem gab es in Schwaigern immer eine stabile Basis für eine Willkommenskultur, denn hier helfen alle zusammen: Stadtverwaltung, Kirchengemeinden, Vereine, Firmen und viele Privatpersonen.
In den letzten Wochen erleben wir, wie das Asylrecht immer restriktiver ausgelegt wird. Die Flüchtlinge, die in unseren Gemeinschaftsunterkünften leben, kommen ausschließlich aus Ländern mit hoher Bleibewahrscheinlichkeit – Eritrea, Irak, Iran und Syrien. Und dennoch werden jetzt mehr Asylanträge abgelehnt und Flüchtlinge aufgefordert, in ihre Heimat zurückzukehren. Zuletzt traf es zwei junge Iraker. Einer ist bereits in Vollzeit beschäftigt, ein anderer hatte nach einem erfolgreich durchgeführten Praktikum eine Ausbildungsstelle in Aussicht.
Wir hoffen, dass uns unsere Menschlichkeit nicht verloren geht. Wir müssen manche harte Entscheidung akzeptieren, und manchmal sehen wir sie vielleicht auch ein. Das hindert uns aber nicht daran, mitzufühlen, wenn das Leben ungerecht ist. Und es hindert uns auch nicht daran, weiter dabei mitzuhelfen, dass Menschen sich bei uns wohl und sicher fühlen und die Chance bekommen, sich ein Leben aufzubauen.
Wir bedanken uns bei allen, die für ein weltoffenes, friedliches und menschliches Miteinander einstehen. Gemeinsam fühlt sich das Leben einfach besser an.
(Foto von Haider Hleil, s. auch Fotoausstellung im April 2017 im Rathaus Schwaigern!)